Dr. Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt): "'Red, White and Blue' oder 'Black, Brown and Beige'.Zum Verhältnis zwischen Jazz und Politik in den USA des 20sten Jahrhunderts"
Dienstag, 06.05.2014, 16:15 - 17:45 Uhr, U5/00.24
Eric Hobsbawms Verdienst als Francis Newton ist es, den Jazz als eine Kunst in ihrem Verhältnis zur Gesellschaft zu beschreiben, in der sie stattfindet, die Verbindungen zwischen der Musik und dem gesellschaftlichen Bewusstsein. Insbesondere amerikanische Jazzmusiker hielten sich oft genug in zwei Welten auf, jener artifiziellen der Musikwelt und des Entertainment und jener realen des gesellschaftlichen Alltags. In letzterer war ihre Position von ihrer Wahrnehmung als Künstler genauso geprägt wie von jener als citizen, und zwar gebeugt durch ihre jeweilige soziale Stellung, was in den USA insbesondere auch ihre Hautfarbe mit einbezog.
Jazzmusiker waren und sind alles andere als apolitische Menschen. Ihre Musik ist nicht nur indirekt eine Reflektion auf die Gesellschaft, in der sie erklingt. Ausgehend von Beobachtungen Hobsbawms schaut Wolfram Knauer in seinem Beitrag auf einige sehr unterschiedliche Herangehensweisen an die gesellschaftliche Realität des Jazz im 20sten Jahrhundert, fragt nach dem politischen Bewusstsein seiner Musiker, nach versteckten oder auch recht deutlichen politischen Botschaften bzw. nach der politischen Wahrnehmung ihrer Musik.
Dr. Wolfram Knauer studierte Musikwissenschaft, Anglistik/Amerikanistik, Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Kiel. Er leitet das Jazzinstitut Darmstadt seit dessen Gründung im Jahr 1990, lehrte daneben an mehreren deutschen Hochschulen und Universitäten, ist Mitglied im internationalen Beratergremium des Center for Black Music Research, außerdem Herausgeber der Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung und im Herausgebergremium der University of Michigan Press. Knauer berät das amerikanische New Grove Dictionary of Jazz für den Bereich des europäischen Jazz, schrieb analytische Artikel für das mehrfach ausgezeichnete International Dictionary of Black Composers, sitzt im Musikbeirat des Goethe-Instituts und ist Autor wissenschaftlicher Beiträge in Büchern und Fachzeitschriften. 2008 lehrte Wolfram Knauer als erster nicht-amerikanischer Louis Armstrong Professor of Jazz Studies an der Columbia University, New York. Für seine Verdienste beim Aufbau des Jazzinstituts Darmstadt als international renommiertes Forschungs- und Informationszentrum erhielt er 2002 den vom Land Hessen verliehenen Hessischen Jazzpreis. (Link zum Jazz-Institut)