Andreas Platthaus (Frankfurt/M.): "Amerika, im Hinterhof erklärt - Der Comic-Strip Gasoline Alley von Frank King"
17.01.2012, 14:15 Uhr, U5/02.22
Was Comic ist, darüber glaubt man sich im Klaren. Aber die Kriterien sind nicht so eindeutig, wie es scheinen mag. Vieles, was heute selbstverständlich ist, war es am Anfang der Comic-Geschichte gar nicht und musste durch Pioniertaten erst etabliert werden. Eine dieser Gründerserien ist Gasoline Alley, die Frank King über mehr als vier Jahrzehnte gezeichnet hat. In Deutschland ist diese Serie nie publiziert worden, doch in Amerika nimmt sie heute den Rang eines großen Klassikers ein, und es erscheint unter dem Titel Walt & Skeezix auch eine Gesamtausgabe, in der die Tagesfolgen seit 1921 nachgedruckt werden.
King ist ein Revolutionär, ohne dass man dies seinen Bildern direkt ansähe. Aber er hat ein neues Zeitverständnis in den Comic gebracht, und das nicht nur dadurch, dass er in Echtzeit erzählte - dass also zwischen jeder Folge von Gasoline Alley genau ein Tag vergeht. Heute berufen sich mit Art Spiegelman und Chris Ware die beiden wagemutigsten Comiczeichner Amerikas auf das Erbe von Frank King. Am Erzähl- und Zeichenstil, den ihr Vorbild entwickelt hat, lässt sich exemplarisch zeigen, wie ein Comic funktioniert - und wo seine Stärken liegen.
Andreas Platthaus, geboren 1966 in Aachen, ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dort verantwortlich für die Wochenendbeilage Bilder und Zeiten. Sein Interesse an Comics hat sich in zahlreichen Veröffentlichungen und Lehraufträgen zu Geschichte und Ästhetik dieses Mediums niedergeschlagen.