Ausgrabungen am Kranen 14
Projektleiter: Prof. Dr. Ingolf Ericsson
Projektmitarbeiter: Margret Sloan, MA
Das Haus am Kranen 14
Das heutige Lehrstuhlgebäude durchlief eine wechselhafte Geschichte, die Spuren sind heute noch in Bau- und Bodendenbefunden greifbar. Zum ersten Mal wird das Gebäude 1490 in schriftlichen Quellen erwähnt: die bedeutende Bamberger Familie Lorber erwirbt Gemeinland außerhalb der Stadt am Hafen, um dort ein Handelshaus zu erbauen. Die dendrochronologische Untersuchung des Daches, die 2004 durch Dr. Th. Eißing für den Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit durchgeführt wurde belegt, dass das Dach 1507/8 aufgestellt worden ist.
1635 ist das Areal aber so heruntergekommen, dass es auf Anweisung des Rates gesäubert und verschalt werden muss. Ob das Areal im Zuge der Kriegswirren oder durch Vernachlässigung in solchen Zustand geriet, ist ungeklärt und sei dahingestellt.
1688 wird das Gebäude dann als Wohnraum genutzt, um bis in die Moderne einerseits ein Wohnraum, andererseits Geschäftsräume zu bleiben. Eine Möbelfabrik, ein Möbelladen, ein Kinderladen und letztendlich die Lehrstühle für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, der römischen Provinzen und der Ur- und Frühgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg nutzen das Areal. 2004 erwirbt als vorläufig letzter Meilenstein in der Geschichte des Areals die Universität die Gebäude, in die sie zuerst eingemietet war. 2009 schon wieder der Auszug - wegen einem Befall des Dachgeschosses mit dem Echten Hausschwamm wurde die dringend nötige Sanierung vorgezogen.
2011 kam es zu einer Bauvorbereitenden archäologischen Untersuchung des Areals, welche als Lehrgrabung durchgeführt wurde.
Die Archäologischen Befunde
Die fünf Erdgeschoss-Zimmer des alten Gebäudes wurden archäologisch untersucht. Dazu kam der Hinterhof. Hier wurde das ehemalige, im 19ten Jahrhundert erbaute Hintergebäude komplett abgetragen. Da erfreulicherweise ein Keller für das neue Hinterhofgebäude des Instituts geplant war, war es möglich, eine 4 Meter tiefe Baugrube archäologisch zu untersuchen, eine für Bamberg einmalige Gelegenheit Aufschluss über die Verhältnisse außerhalb der ehemaligen staufischen Stadtmauer zu bekommen.
Eine der erfreulichsten Ergebnisse der Grabung war es, ein Stück der staufischen Stadtmauer noch in situ zu finden, bei welcher es sich eindeutig und ohne Frage um die im 13. Jahrhundert um die Inselstadt erbaute Mauer handelt. Als Überraschung präsentierte sich jedoch die Lage - hatte man bisher vermutet, die ehemalige Stadtmauer finde sich in der Parzellengrenze wieder, musste man nun erkennen, dass die Stadtmauer vor der Parzellengrenze lag. Zwischen Mauer und den ersten Gebäuden innerhalb der Stadt lag eine Wegführung.
Interessant ist zu beobachten, wie das Gebäude Kranen 14 sich stückweise von einer außerstädtischen Lage am Hafen zu einem stadtinternen Wohn- und Geschäftshaus etablierte. Die größeren Veränderungen in Bamberg mit der Trockenlegung eines Altarms der Regnitz, der Anlage eines Stadtgrabens und einer neuen Stadtmauer im 15. Jahrhundert spiegeln sich in den Veränderungen am Gebäude Kranen 14 wider.
Andere Befunde datieren noch viel früher als die staufische Stadtmauer, geschweige denn das spätmittelalterliche Gebäude. Vor Anlage der Mauer sah die Uferzone noch ganz anders aus. Die frühesten Anzeichen menschlicher Aktivitäten liegen in einem Kugeltopf, der ins 13. Jahrhundert zu datieren ist, wie auch Überreste von Haustieren. Ein Pferdeschädel sowie ein Pferde- und Hundeskelett inmitten von Schlacht- und Keramikabfall belegen den Nutzen des Altarms als Müllkippe für die Stadtbewohner im 14. Jahrhundert. Die stark Richtung Westen zum Ufer abfallende Fläche wurde, nachdem der Altarm kanalisiert und 1450 ein neuer Stadtgraben gegraben wurde, weitgehend aufgefüllt, um eine ebene Fläche zu erhalten.