Das Projekt "Kompetenz aus Stärke und Selbstbewusstsein" KOMPASS wird wissenschaftlich begleitet durch den Lehrstuhl Allgemeine Pädagogik der Universität Bamberg (ehemals Lehrstuhl Allgemeine Erziehungswissenschaft I der Universität Erlangen-Nürnberg) Die Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung sind:
- Beratung
- Unterstützung der teilnehmenden Schulenbei der Entwicklung und Umsetzung der einzelnen Projekte
- Evaluation und Forschung im Bereich des Modellversuchs
- Unterstützung bei der überführung der Ergebnisse in die Regelpraxis
- 04./05.10.2007: Initialtagung von KOMPASS in Wildbad Kreuth
- 22.-24.10.2007: Lehrerfortbildung "LernCoaching" in Ulm (Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen)
- 21.11.2007: KOMPASS-Pressekonferenz in München
- 28.01.2008: Besuch von Frau Prof. Dr. Scheunpflug an der Realschule Taufkirchen (Vils): Lehrerfortbildung
- 30.01.2008: Zweite Vollversammlung der KOMPASS-Schulen in München
- 25.02. und 26.02.2008:KOMPASS-Lehrerfortbildung "Projektmanagement" in Seeon
- 01.04.2008: Besuch von Frau Prof. Dr. Scheunpflug an der Realschule Manching (zusammen mit Pfaffenhofen): Lehrerfortbildung und Elternabend
- 05.05.-07.05.2008: Lehrerfortbildung "LernCoaching (Modul II) in Feldkirchen- Hohenkamm
- 26.05.2008: Besuch von Frau Prof. Dr. Scheunpflug an der Realschule Wasserburg: Lehrerfortbildung
- 09.06.2008: Besuch von Frau Prof. Dr. Scheunpflug an der Realschule Traunreut: Lehrerfortbildung und Elternabend
- 24.09.2008: Besuch von Frau Prof. Dr. Scheunpflug an der Theresia- Gerhardinger- Realschule München: Lehrerfortbildung und Elternabend
- 07.10. und 08.10.2008: 3. Vollversammlung aller Koodinatoren und Schulleiter auf Schloss Hohenkammer
- 10.-12.12.2008: 3. Modul der LernCoach-Ausbildung
- Handout zur Initialtagung am 4. und (165.9 KB, 27 Seiten)5. Oktober 2007 in Wildbad Kreuth(165.9 KB, 27 Seiten)
- Präsentation zur ersten Vollversammlung der Kompass-Schulen(270.9 KB)
- Publikationsliste im Rahmen des Projekts KOMPASS(44.0 KB, 6 Seiten)
1. Ziele des Programms
KOMPASS hat die individuelle Förderung jeder einzelnen jungen Persönlichkeit zum Ziel. Mit diesem Modellversuch wird eine Lehr- und Lernkultur angestrebt, die den Erfolg sucht. Mit dem Modellversuch sollen Schulen unterstützt werden, die Defizitorientierung der Schule zugunsten einer Stärkenorientierung aufzubrechen und damit das Lernklima sowie das Selbstwertgefühl und die Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler sowie von Lehrkräften nachhaltig positiv zu beeinflussen.In diesem Modellversuch geht es um eine Veränderung der Kultur von Schulen. Durchgeführt wird der Modellversuch an bayerischen Realschulen.Trotz der Fokussierung auf die Realschule ist es erklärtes Ziel des Modellversuchs, die Konzeption von Maßnahmen zu fördern, die für alle Schularten nachhaltig anwendbar und gewinnbringend sind.Viele Lehrerinnen und Lehrer wenden Formen der Stärkung von Schülerinnen und Schülern schon selbstverständlich im Unterricht an. Sind diese Aktivitäten zu vereinzelt, ist jedoch davon auszugehen, dass diese - gerade auch angesichts der oben beschriebenen, tendenziellen Defizitorientierung der Schule - nur wenig Effekte zeigen. Aus diesem Grund sollten die individuellen Zugänge, die viele Lehrerinnen und Lehrer haben,strategisch in einem Konzept zusammengebunden werden. Damit sollte parallel ein Abbau von Defizitorientierung einhergehen. Erst eine solche Bündelung vermag sichtbare Effekte zu erzielen.
2. Arbeitsfelder
Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern:Lehrkräfte sollen motiviert werden, die Stärken von Schülerinnen und Schülern wahrzunehmen, Potenziale von Schülerinnen und Schülern freizusetzen und Förderprogramme zu erstellen. Dazu ist die Auseinandersetzung mit fachdidaktischer und erziehungswissenschaftlicher Theorie ebenso von Bedeutung wie das Angebot ganz konkreter Tipps und Werkzeuge für den unmittelbaren unterrichtlichen Einsatz. Umsetzung von Modellen zur Unterrichtsentwicklung: Konzepte wie stärkenorientierte Schülerberatung, Portfolioarbeit, die Entwicklung einer stärkenorientierten Aufgabenkultur etc. sollen an den Schulen umgesetzt werden. Zur Systematisierung dieser verschiedenen Zugänge und um es zu erlauben, verschiedenen Zugängen eine handhabbare Rahmung zu geben, haben wir eine Feldbeschreibung entwickelt, die den Blick auf die jeweiligen Zugänge aufnimmt, ohne aber eine starre Matrix darzustellen (vgl. Abb. 2). In der Matrix sind horizontal die beschriebenen verschiedenen Orte zur Stärkung des Selbstbewusstseins in der Schule aufgetragen. Vertikal sind unterschiedliche Zugänge schulischen Lebens zusammengestellt, an denen angesetzt werden kann. Diese Matrix ist nicht als eine Tabelle zu lesen. Es geht nicht um eine Feld-zu- Feld-Zuordnung. Viel mehr ist mit dieser Matrix ein Raum beschrieben, der es als Analyserahmen ermöglicht, den eigenen Zugang zu schärfen und ausgehend von einer Idee, weitere Ideen und Ansatzmöglichkeiten eines Stärken orientierten Schullebens zu entwickeln.
"Plus"-Modelle:
Diese "Plus"-Modelle sollen Lernen außerhalb des amtlichen Fächerkanons der Schule ermöglichen,und damit positive Erfahrungen im musischen Bereich, im Sport oder in sozialen Diensten für dasS elbstkonzept von Schülerinnen und Schülern systematisch fruchtbar machen.
3. Literaturverzeichnis und Weiterführende Literatur (Auszug) Bos, W. (2007). Übergänge im Bildungssystem. In: Aktionsrat Bildung: Bildungsgerechtigkeit, Jahresgutachten 2007,Wiesbaden: VS-Verlag, 37-70.Dresel, M., Ziegler, A. (2006). Langfristige Förderung von Fähigkeitsselbstkonzept und impliziter Fähigkeitstheorie durch computerbasiertes attributionales Feedback.Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 20,49-63.Eder, F. (2006). Schul- und Klassenklima. InD. Rost (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. Weinheim, Basel,Berlin: Beltz, 622-630.Helmke, A. (1992). Selbstvertrauen und schulische Leistungen. Göttingen: Hogrefe.ISB = Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Qualitätsagentur. (2006).Bildungsberichterstattung 2006, München.Kammermeyer, G., Martschinke, S. (2003).Schulleistung und Fähigkeitsselbstbild im Anfangsunterricht - Ergebnisse aus dem KILIA-Projekt. Empirische Pädagogik, 17/4,486-503.Scheunpflug, A. (2001). Biologische Grundlagen des Lernens, Cornelsen: Scriptor.Scheunpflug, A. (2006). Gefühle als Helfer.Körpereigene Bewertungssysteme. In: Lernen.Wie sich Kinder und Jugendliche Wissen und Fähigkeiten aneignen. Seelze: Friedrich-Verlag, 34-36.Schober, B.; Ziegler, A. (2001). Das Münchner Motivationstraining (MMT).Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 15(3/4), 168-180.
Veränderung der Kultur von Schulen
Mögliche Ansatzpunkte hierfür sind:
- Entwicklung von Instrumenten zur Diagnose von individuellen Stärken
- Erarbeitung von Förderstrategien:im Fachunterrichtaußerhalb des FachunterrichtsErstellung individueller Stärkenprofile
- Portfolioarbeit
- Projektarbeit
- Entwicklung einer stärkenorientierten Aufgabenkultur
- Neue Formen der Leistungsmessung
- Stärkenförderung durch Tutoring
- Stärkenorientierte Berufsvorbereitung
- Stärkenorientierung durch Sport, Musik,Theater
- Arbeit mit Kompetenzrastern (vgl.LernCoaching)
- Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen (z.B. Team-Pinboard/Sozialzielekatalog nach Weidner;Projekt "MUT- Miteinander umgehentrainieren"; ...)
- Aufrichtiges Lob
- Nachsichtig-humorvoller Umgang mit eigenen Schwächen
- Transparenz den Schülerinnen und Schülern gegenüber in Bezug auf Leistungskriterien
- Reattributionstrainings Veränderung der Kultur von Schulen Mögliche Ansatzpunkte hierfür sind:
- Entwicklung von Instrumenten zur Diagnose von individuellen Stärken
- Erarbeitung von Förderstrategien:im Fachunterricht außerhalb des Fachunterrichts
- Erstellung individueller Stärkenprofile
- Portfolioarbeit
- Projektarbeit
- Entwicklung einer stärkenorientierten Aufgabenkultur
- Neue Formen der Leistungsmessung
- Stärkenförderung durch Tutoring
- Stärkenorientierte Berufsvorbereitung
- Stärkenorientierung durch Sport, Musik,Theater
- Arbeit mit Kompetenzrastern (vgl.LernCoaching)
- Förderung sozialer und emotionalerKompetenzen (z.B. Team-Pinboard/Sozialzielekatalog nach Weidner;Projekt "MUT- Miteinander umgehentrainieren"; ...)
- Aufrichtiges Lob
- Nachsichtig-humorvoller Umgang mit eigenen Schwächen
- Transparenz den Schülerinnen und Schülern gegenüber in Bezug auf Leistungskriterien
- Reattributionstraining
Realschulen: Die Herausforderungen besonders starker Heterogenität
Erstens ist die bayerische Realschule diejenige Schulart, mit der häufigsten Quote an Wiederholern.
17 % aller Schülerinnen und Schüler an Realschulen macht während ihrer Zeit an dieser Schulart die Erfahrung, eine Klasse wiederholen zu müssen.
Zum zweiten ist die Realschule die Schule mit der im Vergleich heterogensten Schülerschaft. Man sollte nach der Philosophie des dreigliedrigen Schulwesens erwarten, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit einem unteren Leistungsprofil an der Hauptschule, mit einem mittleren an der Realschule und mit einem hohen am Gymnasium finden.
Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich ist die Zuordnung wesentlich komplexer (vgl. Abb. 1). Schüler aus dem mittleren Leistungsfeld finden sich zu 25 % an der Hauptschule, zu 46 % an der Realschule und zu 29% am Gymnasium (vgl. Tab. 1, Werte für Gesamtdeutschland) - wohlgemerkt bei gleichen Leistungen. Die Schülerschaft an Realschulen ist damit nicht nur durch die Schülerschaft mit mittlerem Bildungsniveau gekennzeichnet, sondern sie bedient gleichermaßen einen hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Hauptschul- und Gymnasialniveau.
Die Leistungen von Schülerinnen und Schülern an der Realschule sind also sehr heterogen; von daher sollten diese Schüler vermutlich durch einen am Idealbild eines Realschülers ausgerichteten Unterrichts häufig über- oder unterfordert werden. Gerade aus dieser Sicht ist ein an den Stärken der Schülerinnen und Schüler orientierter Unterricht in dieser Schulart von besonderer Bedeutung.
Der hohe Anteil der Schülerinnen und Schüler aus dem oberen Leistungssegment führt nicht zu den entsprechenden Übertritten an die höhere Schule:0,8% der Schülerinnen und Schüler an Realschulen wechselt nach der Realschulzeit an das Gymnasium,17 % an die Fachoberschule (Jahr 2005; ISB 2006 "Werte für Bayern"). Dieses kann als Indiz dafür genommen werden, dass die Potenziale der Schülerschaft nicht hinreichend ausgeschöpft werden.
Die hohen Durchfallquoten sind bei gleichzeitiger heterogener Schülerschaft und den geringen Anteilendes Wechsels in die nächst höhere Schulart zusammen genommen Hinweise darauf, dass ein zu großer Anteil der Schülerinnen und Schüler in seinen Leistungen nicht hinreichend gefördert wird,da entweder im unteren Bereich "abgeschult" wird, oder im oberen Bereich nicht die mögliche Leistung erreicht wird. Von daher sind in dieser Schulart von einem Modellversuch Kompetenz aus Stärke und Selbstbewusstsein besondere Effekte zu erwarten.
Defizitorientierung
Durch die großen Schulleistungsvergleichsuntersuchungen der letzten Jahre, aber auch über die Klagen von einstellenden Betrieben und beruflichen Ausbildungsinstitutionen ist in den letzten Jahren deutlich geworden, dass sich in vielen Schulen eine defizitorientierte Kulturverbreitet hatte, die folgenschwere Probleme nach sich zieht.
So sind die Wiederholerquoten an bayerischen Realschulen sehr hoch (so zum Beispiel im Schuljahr 2005/2006 17,1 %).Leistungs- und Lerndefizite werden oft über gesamte Schülerbiografien hinweg nicht erkannt und behoben.Leistungen, die außerhalb des schulischen Erwartungshorizontes liegen, werden kaum gewürdigt. Somit können die Schülerinnen und Schüler ihre spezifischen Stärken und ihre Individualität nicht hinreichend einbringen.Die in Deutschland ungewöhnlich straffe Koppelung zwischen Leistung und sozialem Hintergrund sowie Schullaufbahnentscheidungen und sozialem Hintergrund lässt das Gefühl entstehen, dass sich Leistungen nicht lohnen und kulturelle oder soziale Defizite von Herkunftsfamilien nicht überwunden werden können.An manchen Schulen werden spezifische Stärken von Lehrkräften nicht als Zugewinn für die Schule wahrgenommen, sondern eher normierend abgewehrt. Die hohe Berufsunzufriedenheit von Lehrkräften und die frühe Pensionsbereitschaft können als Ausdruck dieser Erfahrung interpretiert werden.
Diese Defizitorientierung der Schule hat weitreichende Konsequenzen:
- Schülerinnen und Schüler sind beim Verlassen der Schule überdurchschnittlich alt. Dieses ist biographisch aber auch volkswirtschaftlich ungünstig.
- Die hohen Wiederholerquoten verteuern das Schulwesen und blockieren Finanzmittel, die besser und konstruktiver in die Förderung von Schülerinnen und Schüler investiert werden können.
- Viele Schülerinnen und Schüler verlassen die Schule mit zu geringen Kompetenzen. Die Defizite lassen sich während der beruflichen Ausbildung kaum noch kompensieren und die Schülerinnen und Schüler erfahren Nachteile.
- Viele Schülerinnen und Schüler haben nicht gelernt, sich mit neuen und ungewohnten Herausforderungen selbstbewusst auseinander zu setzen, sondern reagieren abwehrend auf neue Herausforderungen. Dies stellt für den Erfolg im Beruf ein Problem dar.
- Die straffe Koppelung zwischen sozialem Hintergrund und Leistungen im Bildungswesen führt potenziell zu Bildungsabsentismus bzw. zu familiär tradiertem Bildungsabsentismus. Zudem entstehen Frustrationen bei aufstiegswilligen Migrantinnen und Migranten, die erfahren, dass sie die für einen Aufstieg nötigen Kompetenzen sich nicht erarbeiten können.
- Die Defizitorientierung bedeutet - und das dürfte eine der gravierendsten Auswirkungen sein - für Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen ein Verlust an Lebensqualität. Stärkenorientierung
Es gibt bereits viele Beispiele für einestärkenorientierte Pädagogik an Schulen. Zudem gibtes viele positive Anknüpfungsmöglichkeiten. Diesegilt es zu kultivieren, auszubauen und in ihrer
Wirkung zu verbreitern und zu vertiefen.
In einzelnen Schulen in Bayern werden sehr gute Leistungen erreicht und ist die Zahl der Risikoschülerinnen und -schüler ist im nationalen Vergleich gering.Es gibt Schulen, in denen ein hervorragendes Klima herrscht, in denen Schülerinnen und Schüler motiviert werden und in denen engagierte Lehrerinnen und Lehrer individuelle Förderpläne erstellen.Viele Schulen in Bayern bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, außerhalb des verpflichtenden Unterrichts selbstwertdienliche Erfahrungen zu sammeln, etwa im Sport, im Schultheater oder in der Schulband.Die Schule ist an christliche und humanistische Werte gebunden, die fordern, den Einzelnen als Person wertschätzend anzunehmen und ihn in seiner Entwicklung zu fördern.
- Realschule am Keltenwall
85077 Manching - Realschule Bruckmühl
83052 Bruckmühl - Theresia-Gerhardinger Mädchenrealschule
81541 München - Georg-Hipp-Realschule Pfaffenhofen/Ilm
85276 Pfaffenhofen/Ilm - Staatliche Realschule Taufkirchen (Vils)
84416 Taufkirchen (Vils) - Anton-Heilingbrunner-Realschule Wasserburg
83512 Wasserburg/Inn - Mädchenrealschule St. Ursula
83661 Lenggries - Walter-Mohr-Realschule Traunreut
83301 Traunreut - Lena-Christ-Realschule Markt Schwaben
85570 Markt Schwaben - Staatliche Realschule für Knaben
83395 Freilassing