Ausgezeichnete Doktorarbeit
Für seine Dissertation im Fach Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Bamberg ist Dr. Eike Henning Michl am Freitag, den 21. April, mit dem renommierten Eduard-Anthes-Preis ausgezeichnet worden. Im Haus der Geschichte in Darmstadt übergaben der Staatssekretär Ingmar Jung, der hessische Landesarchäologe Dr. Udo Recker und die Vorsitzende des Vereins von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt e.V., Prof. Dr. Franziska Lang, den Preis an Michl. Michls Dissertation „Castellum, Curia, Palatium?! Die mittelalterliche Besiedlungsgeschichte eines mainfränkischen Zentralortes auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen“ ist das Ergebnis langjähriger Arbeit. „Insgesamt habe ich an diesem Projekt etwa sechs Jahre gearbeitet. Deswegen freue ich mich natürlich außerordentlich über diesen Preis und die Würdigung meiner Forschungsergebnisse“, so Michl.
Der Laudator und Betreuer der Dissertation Prof. Dr. Ingolf Ericsson erläutert die Besonderheiten der prämierten Arbeit: „Die erfreulich quellenkritische und interdisziplinär ausgerichtete Dissertation von Eike Henning Michl mit ihren völlig unerwarteten, aber überzeugenden Ergebnissen zur Entstehung und Entwicklung einer, während des Mittelalters sehr bedeutenden, bislang aber weitestgehend unbekannten historischen Lokalität in Mainfranken weist den Autor als wissenschaftlich äußerst versierten, hoch qualifizierten Mittelalter- und Neuzeitarchäologen aus. Zudem bezeugt sie darüber hinaus seine hohe Befähigung auch im Umgang mit architekturhistorischen und ganz besonders mit schrifthistorischen Quellen.“
Die Ausgrabungen in der Nähe der unterfränkischen Kleinstadt Gerolzhofen fanden zwischen 2007 und 2010 mit einem Team aus etwa 60 Studierenden und festen Mitarbeitern statt. Mit Erfolg: Die archäologischen Funde auf dem Kapellberg beweisen, dass es dort vom 8. bis zum 15. Jahrhundert ein Machtzentrum lokaler Eliten gab, das bislang völlig unbekannt war. Aus einer frühmittelalterlichen Burganlage des 8. bis 10. Jahrhunderts, einem „Castellum“, wurde ab dem 11. Jahrhundert ein Wirtschaftshof der Würzburger Bischöfe, eine „Curia“, die im 14. Jahrhundert schließlich zu einem „Palatium“, also einem wichtigen Verwaltungssitz des Hochstifts, erhoben wurde. Von diesen residenzähnlichen Besitzungen existierten unter dem Einfluss der Würzburger Kirche nur insgesamt fünf.
Die Dissertation von Eike Henning Michl erhielt 2016 bereits zwei Preise der Universität Bamberg: Den Hans-Löwel-Wissenschaftspreis und den Otto-Meyer-und-Elisabeth-Roth-Promotionspreis. Die Krönung ist nun der Eduard-Anthes-Preis. Er zeichnet seit 1985 Nachwuchswissenschaftler für herausragende Dissertationen in der Archäologie des deutschen Mittelgebirgsraumes aus und ist mit 7.500 Euro dotiert. „Das ist der höchst dotierte Preis für archäologische Dissertationen in Deutschland. Er ist auch deswegen besonders, weil der Verein von Altertumsfreunden ihn in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der hessenARCHÄOLOGIE vergibt“, hebt Prof. Dr. Franziska Lang hervor.
Zum 17. Mal ist der Eduard-Anthes-Preis verliehen worden – und geht zum ersten Mal an einen Wissenschaftler des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Bamberg. An diesem Lehrstuhl hat Michl 2007 sein Magisterstudium abgeschlossen, wo er seitdem wissenschaftlicher Mitarbeiter ist. Neben dem Projekt am Kapellberg leitete er beispielsweise Grabungen am Ostchor des Bamberger Doms oder forschte zu einer im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Wüstung in Unterfranken. Am 30. Juni schließt er das letztgenannte und momentan aktuelle Projekt ab: Sein zweites, im Herbst erscheinendes Buch thematisiert die archäologische Siedlungsforschung und Sachkultur eines nordbayerischen Dorfes zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert.