Auszeichnung von exzellenten Dissertationen
Zum zehnten Mal vergab die Universitätsstiftung den Hans-Löwel-Wissenschaftspreis an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Vier Arbeiten aus den Fachbereichen Geschichte, Archäologie, Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik wurden mit insgesamt 14.000 Euro ausgezeichnet.
Mit dem Hans-Löwel-Wissenschaftspreis für Dissertationen und Habilitationen zeichnet die Universitätsstiftung alle zwei Jahre herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Bamberg aus. „Jede eingereichte Arbeit hat in sich einen bestechenden Charakter. Nicht Vergleichbares zu vergleichen ist immer eine Herausforderung“, erklärt Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Universitätspräsident und Stiftungsvorsitzender der Universitätsstiftung Bamberg, die Schwierigkeiten bei der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger. Am Ende der Begutachtung standen mit Dr. Björn Asdecker, Dr. Claudia Esch, Dr. Christian Maier und Dr. Eike Henning Michl die vier Preisträger des Jahres 2016 fest, die am 18. Juli in der AULA der Universität geehrt wurden.
Die in diesem Jahr mit insgesamt 14.000 Euro dotierten Hans-Löwel-Preise gehen auf den gleichnamigen Unternehmer zurück. Dieser war in Bamberg als Textilkaufmann selbstständig. Kurz vor seinem Tod im April 1996 gründete er zusammen mit seiner Frau Edith die Hans-Löwel-Stiftung, die er mit einer Stiftungssumme von mehreren Millionen DM ausstattete. Ein Teil der Zinserträge wurde auf Wunsch von Hans Löwel für die Auszeichnung herausragender Dissertationen und Habilitationen von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an der Universität Bamberg ausgeschüttet. In diesem Jahr fand die Verleihung zum zehnten Mal statt.
Mehrwert für die Gesellschaft
Zwei Themen, die die Konsumgesellschaft bewegen, widmeten sich die beiden mit je 3.000 Euro honorierten Dissertationen aus der BWL und der Wirtschaftsinformatik. So forschte Björn Asdecker zu den im Versandhandel anfallenden Rücksendungen. Björn Asdecker entwickelte konkrete Handlungsempfehlungen für die betriebliche Praxis und etablierte eine Kommunikationsplattform, um den Wissenstransfer in die Praxis zu fördern. „Der Versandhandel ist ein etablierter Distributionskanal, insbesondere der Modehandel ist ein heißes Eisen. Jede zweite Sendung geht zurück“, erklärt Prof. Dr. Alexander Pflaum, einer der Betreuer und Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Supply Chain Management, die Praxisrelevanz der wissenschaftlichen Arbeit in seiner Laudatio. Die Dissertation sei ein hervorragendes Ergebnis im Bereich der Retourenforschung.
Nicht weniger alltäglichen Praxisbezug weist die Arbeit von Christian Maier auf. Er beschäftigte sich mit dem Thema Technostress, eine Art von Stress, hervorgerufen durch die allgegenwärtige Technik im privaten und beruflichen Kontext. Christian Maier identifizierte in seiner Arbeit die Auslöser, Treiber und Konsequenzen von Technostress. „Es ist ein Phänomen, das Milliarden von Menschen betrifft. Daher war die Resonanz auf die Arbeit immens und sie entwickelte weitreichenden Einfluss“, beschreibt Prof. Dr. Tim Weitzel, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen, und einer der Betreuer, die Besonderheit der Arbeit. Vor allem die Methodenvielfalt aus Interviews, Experimenten und quantitativen Studien zeichne die Dissertation aus.
Mittelalter in Ober- und Unterfranken
Zurück in das fränkische Mittelalter blickten Claudia Esch und Eike Henning Michl in ihren Werken. Durch ihre Forschungen zur Führungsschicht der Stadt Bamberg im Spätmittelalter konnte Esch zeigen, dass die Bamberger Stadtentwicklung keineswegs in so außergewöhnlichen Bahnen verlief, wie von der Forschung bislang angenommen. Zwar unterstanden große Teile des Stadtgebietes nicht dem bischöflichen Stadtgericht, sondern den vom Domkapitel und anderen Stiftskirchen kontrollierten Immunitäten. Der Blick auf die Akteure des städtischen Geschehens aber zeigte, dass die Fragmentierung der Stadt in der Praxis des Alltags keineswegs so trennend wirkte, wie die normativen Quellen es vermuten lassen könnten. „Bei aller Klarheit und Entschiedenheit, mit der sie unhaltbaren Urteilen der älteren Forschung neue Erklärungen entgegenstellt, verkörpert Claudia Esch doch zugleich einen besonderen Typus von Wissenschaftlerin: ausgleichend und stets auf Konsens bedacht“, hebt Prof. Dr. Klaus van Eickels, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte, als Betreuer der Dissertation hervor.
Von einer Textstelle aus dem 14. Jahrhundert ausgehend, entwickelte sich Eike Michls wissenschaftliche Arbeit zur Besiedlungsgeschichte eines mainfränkischen Zentralortes auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen. Die Überprüfung dieser Textstelle führte zu einer Reihe von Funden und Ausgrabungen, die zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Geschichte Mainfrankens beitragen. Die gleichwertige Nutzung von unter anderem schriftlichen Quellen und archäologischen Strukturen sowie die Berücksichtigung siedlungs- und kulturgeographischer Zusammenhänge bilden den interdisziplinären Ansatz. „Seine Dissertation verspricht ein Standardwerk der archäologisch-historischen Siedlungsforschung zu werden“, lobt Prof. Dr. Ingolf Ericsson, Inhaber des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Beide Arbeiten wurden mit 4.000 Euro prämiert.