Originallage des Schädels einer endneolithischen Frau in der Kirschbaumhöhle (erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr.). (Fotos: Timo Seregély)

3D-Scan eines eisenzeitlichen Menschenschädels (8. – 5. Jahrhundert v. Chr.).

Beispiel von vertretenen Skelettelementen zweier menschlicher Individuen.

Beispiel von vertretenen Skelettelementen an einem Schaf. (Grundgrafik © ArchéoZoo.org)

Drei Epochen auf 20 Quadratmetern

Erste Ergebnisse aus der Kirschbaumhöhle präsentiert

Die Kirschbaumhöhle auf der Fränkischen Alb wurde 2010 von Speläologen der Forschungsgruppe Fränkischer Karst e.V. entdeckt. Die dort enthaltenen Knochenfunde beließen die Höhlenforscher unberührt, so dass die Kirschbaumhöhle – benannt nach einem damals dort vorhandenen Kirschbaum – die erste Schachthöhle Deutschlands ist, welche im Originalzustand mit modernster Technik erforscht wird. Ein Team von Bamberger Archäologen will anhand dieser Höhle die erste wissenschaftlich fundierte Interpretation zu den Deponierungshandlungen  einer Schachthöhle liefern. Diesem Schritt ist das Team um Dr. Timo Seregély von der Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie nun ein gutes Stück näher gekommen. Denn mittlerweile sind die Knochenfunde, die bisher in der obersten Lage der Höhle entdeckt wurden, in Bezug auf ihr Alter analysiert worden. Im Moment sind Skelettreste von sieben Menschen, genauer fünf Erwachsenen und zwei Jugendlichen, neun Haustieren, drei Wildtieren und Nagern sowie 30 unbestimmbare Knochenfragmente geborgen worden. Die Altersdatierung ergab für die Forscher einige Überraschungen.

Funde aus drei Epochen

Drei Funde, nämlich die beiden Jugendlichen sowie einen Mann, datieren die Forscher in die Eisenzeit, also ca. 760 – 400 v. Chr., was die Archäologen zuvor für alle Knochen erwartet hatten. Dann folgte, so Timo Seregély, die Überraschung: Bei einer Frau fiel die Altersdatierung in die Epoche der frühen Bronzezeit, zwischen ca. 1980 und 1740 v. Chr. Eine weitere Frau sowie ein Mann datierten die Archäologen in die Zeit zwischen 2910 und 2660 v. Chr. und somit in das Endneolithikum (Spätphase der Jungsteinzeit). Der Fund zählt offenbar zur sogenannten schnurkeramischen Kultur, die in Oberfranken durch den Siedlungsfund vom Motzenstein bei Wattendorf besser untersucht werden konnte. „Auf jeden Fall sind drei prähistorische Epochen in der Höhle vertreten“, stellt Ausgrabungsleiter Seregély fest. Zudem wurden von den Menschen nicht nur Schädel, sondern auch Knochen anderer Körperregionen gefunden und zwar so verteilt, dass die Forscher sich sicher sind, dass einige der Körper vollständig in die Höhle gelangt sind.

Auch von den Tieren wurden Schädel, Extremitäten und Knochen der Wirbelsäule gefunden. Wahrscheinlich sind zwei Schafe während der Eisenzeit auch komplett in die Höhle gelangt, da sich Knochen des gesamten Körpers auf kleinem Raum konzentrierten. Unsicherheit bezüglich der Vollständigkeit besteht noch bei den drei Rindern, drei Hunden, einem Schwein und einem Rothirsch. Eine Wildkatze (Eisenzeit) und ein Feldhase sind vermutlich auf natürlichem Wege in die Höhle gelangt und dort verendet. Außer den Altersdatierungen haben die Forscher zudem das Ernährungsverhalten der Menschen untersucht. Mit der Bestimmung der Isotopenverhältnisse in den datierten Knochen stellten sie fest, dass bei den Menschen des Endneolithikums tierische Nahrung eine bedeutendere Rolle gespielt hat als bei den eisenzeitlichen Individuen.

Die Bamberger Archäologen hoffen, mit Hilfe eines länger angelegten DFG-Projekts, die Deponierungsabläufe der Höhle weiter erforschen zu können. Und dann auch Antworten auf die Frage zu finden, warum epochenübergreifend Menschen und auch Tiere in die Kirschbaumhöhle gelangt sind….

Für weitere Informationen steht Ihnen Dr. Timo Seregély unter timo.seregely(at)uni-bamberg.de bzw. Tel. 0951/863-2414 zur Verfügung.

Hinweis

Diesen Text verfasste Freyja Ebner für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.