Dissertationsprojekt "Öffentlichkeit und öffentliche Kommunikation in Revolutionen"
Über das Projekt
Im Zuge der Digitalisierung rücken kommunikationswissenschaftliche Fragen seit einiger Zeit verstärkt auch in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte. Dabei dreht sich die Debatte häufig um Begriffe wie „fake news“, „alternative Fakten“, „Echokammern“ oder „Filterblasen“. Im Kern bezieht sich die Diskussion jedoch auf die grundlegendere Frage wie sich Gesellschaft durch Informationen und deren Einordnung wandelt und stabilisiert. Eben diese Frage wird auch dem Dissertationsprojekt zugrunde gelegt und in Bezug auf Öffentlichkeit und öffentliche Kommunikation in Revolutionen untersucht. Ziel ist es zunächst, eine breite und möglichst allgemeine theoretische Grundlage von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation in komplexen Situationen zu erarbeiten. Auf diese aufbauend wird dann ein Modell zur Untersuchung von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation entwickelt. Dieses wird dann am Beispiel der Revolutionen von 1848/49 und 1918/19 beispielhaft angewendet. Aufgrund der breiten theoretischen Fundierung sind die Überlegungen und Ergebnisse des Dissertationsprojektes wieder anschlussfähig an die aktuelle gesellschaftliche Debatte zur Veränderung von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation.
Theorie
Ziel der theoretischen Arbeit ist die konsequente Verwendung sozialwissenschaftlicher Theorien als Grundlage zur Erarbeitung eines Untersuchungsmodells für einen kommunikationshistorischen Gegenstand. Als theoretische Grundlage dienen dafür u.a. die Systemtheorie nach Niklas Luhmann und das Öffentlichkeitsmodell der Soziologen Jürgen Gerhards und Friedhelm Neidhardt. Die systemtheoretische Fundierung ermöglicht eine allgemeine Beschreibung von Revolutionen als komplexe Situationen, die durch Öffnung und Schließung von Kontingenz geprägt sind. Daran anschließend wird anhand des Arenenmodells von Gerhards und Neidhardt das Untersuchungsmodell zur Analyse von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation entwickelt.
Empirie
Das theoretisch entwickelte Untersuchungsmodell zur Analyse von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation wird am Beispiel der Revolution von 1848/49 und der Revolution von 1918/19 angewendet. Als Untersuchungsobjekt wurde für beide Revolutionen Bamberg gewählt, da so Öffentlichkeit und öffentliche Kommunikation sowohl in einem revolutionären Zentrum (Bamberg 1848/49) als auch an einem verhältnismäßig ruhigen Ort (Bamberg 1918/19) untersucht werden kann. Methodisch steht die inhaltsanalytische Untersuchung der Massenmedien im Zentrum des Dissertationsprojekts. Für die Revolution von 1848/49 in Bamberg wurden 1840 Beiträge in den Massenmedien analysiert, für die Revolution von 1918/19 in Bamberg 2894 Beiträge. Das theoretisch entwickelte Untersuchungsmodell ist jedoch so angelegt, dass außer massenmedialen Zeugnissen auch weitere Quellen problemlos in eine Untersuchung mit einbezogen werden können.
Das Projekt in Stichpunkten
- Beschreibung von Revolutionen als Phasen gesteigerter Komplexität, die durch die wiederkehrende Öffnung von Kontingenz geprägt sind.
- Theoriegeleitete Entwicklung eines Untersuchungsmodells zur Analyse von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation.
- Breite theoretische Fundierung durch Systemtheorie, Öffentlichkeitstheorien, Informationstheorie, Ansätze aus der Medienwirkungs- und Mediennutzungsforschung sowie Thematisierungsprozessen.
- Diachrone empirische Untersuchung von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation in Revolutionen.
- Analyse von Öffentlichkeit und öffentlicher Kommunikation sowohl in einem revolutionären Zentrum (Bamberg 1848/49) als auch an einem verhältnismäßig ruhigen Ort (Bamberg 1918/19).
Publikation
Die Dissertation wurde 2020 unter dem Titel "Öffentlichkeit in unsicheren Zeiten. Zur Analyse öffentlicher Kommunikation in Revolutionen." im Verlag Herbert von Halem als zwölfter Band der Reihe Öffentlichkeit und Geschichte publiziert. Die Drucklegung wurde durch die Ludwig-Delp-Stiftung unterstützt.
Link auf die Seite des Verlags.
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